Behandlungen

Insemination, ICSI, IVF oder doch eine hormonelle Therapie? Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die zur Verwirklichung des bisher unerfüllten Kinderwunsches führen. Sind die Ursachen erst einmal geklärt, entscheiden wir gemeinsam mit Ihnen, welche Therapie für Sie in Frage kommt

Kinderwunschbehandlungen

Hormonelle Stimulation

Um das Reifen eines Eibläschens, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und die Gelbkörperphase zu optimieren, kann eine Hormonbehandlung sinnvoll sein. Diese kann mit Tabletten (z.B. Clomifen, Letrozol, Progesteron) oder mit einer Spritzenbehandlung erfolgen. Eine Hormonbehandlung kann aber auch zum Ausreifen von mehr als einem Eibläschen führen, wodurch Mehrlinge entstehen können. Um das zu verhindern, sind Zykluskontrollen bei einer Stimulation notwendig.

Insemination

Bei der Insemination werden Spermien mit einem dünnen weichen Schlauch direkt in die Gebärmutter eingeführt. Dies geschieht im Rahmen einer üblichen gynäkologischen Untersuchung. Da die Insemination zum Zeitpunkt des Eisprungs erfolgen soll, wird zuvor durch Ultraschall- und Hormonuntersuchungen das optimale fruchtbare Zeitfenster bestimmt. Die Samenflüssigkeit wird im Labor aufbereitet (Dauer ca. 2 Stunden), damit sich die Beweglichkeit der Spermien verbessern kann. Zusätzlicher Geschlechtsverkehr erhöht die Chancen auf eine Schwangerschaft. Inseminationen sind sinnvoll, wenn z.B. das Spermiogramm Auffälligkeiten oder der Postkoitaltest kein gutes Ergebnis zeigte. Inseminationen können im natürlichen Zyklus und nach einer Hormonstimulation durchgeführt werden. 

Spendersamenbehandlung

Falls zu wenig oder gar keine Spermien (Azoospermie) in der Samenflüssigkeit gefunden werden, kann eine Behandlung mit Spendersamen zu einer Schwangerschaft führen. Auch bei Frauenpaaren ist eine Spendersamenbehandlung möglich, allerdings sollte das Paar verheiratet sein oder in einer eingetragenen Partnerschaft leben. Wir arbeiten mit mehreren Samenbanken in Deutschland zusammen. 

IVF

IVF (In vitro-Fertilisation) bedeutet, dass die Befruchtung außerhalb des Körpers stattfindet. Bei einer natürlichen Befruchtung gelangt eine Eizelle beim Eisprung in den Eileiter. Hier kann die Befruchtung von Eizelle und Samenzelle erfolgen, wenn beim Geschlechtsverkehr Spermien von der Vagina durch den Gebärmutterhals bis in den Eileiter schwimmen können. Ein Embryo entsteht also im Eileiter und wandert dann bis in die Gebärmutter, wo er sich einnisten kann (Implantation).

Bei der IVF findet dieser Vorgang außerhalb des Körpers statt. Um Eizellen gewinnen zu können, spritzt sich die Patientin über circa zwei Wochen Hormone (z.B. FSH), welche auch beim natürlichen Zyklus zur Eizellreifung führen. Diese werden hier in höherer Dosierung eingesetzt, damit mehrere Eizellen an beiden Eierstöcken reifen können (eine optimale Zahl wären insgesamt 8-15 Eizellen). Ein zweites Hormon hemmt den vorzeitigen Eisprung. Um das Wachstum der Eibläschen (Follikel) und der Gebärmutterschleimhaut zu kontrollieren und um den Zeitpunkt der Eizellentnahme (Follikelpunktion) bestimmen zu können, werden meist 2-3 Untersuchungen im CERF durchgeführt (vaginaler Ultraschall und Hormonbestimmung).

Die Eizellentnahme erfolgt ungefähr am 11.-16. Zyklustag, nachdem der „Eisprung“ 36 Stunden vor der Eizellentnahme mit einer Auslösespritze gestartet wurde. Unter einer kurzen Narkose werden unter Ultraschallsicht über die Vagina die Eibläschen in den Eierstöcken mit einer Nadel punktiert und abgesaugt. Zu den Eizellen werden in einer Petrischale die Spermien des Partners hinzugegeben. Die Befruchtung erfolgt im Brutschrank. Am Tag nach der Eizellentnahme entwickeln sich im Brutschrank zunächst befruchtete Eizellen (2PN-Zellen), danach in der Regel Embryonen mit mehreren Zellen. Der Embryonentransfer (das Zurücksetzen des Embryos in die Gebärmutter) kann am zweiten, dritten oder fünften Tag (Blastozystentransfer) nach der Eizellentnahme erfolgen (ohne Narkose). 

Video zu IVF auf Youtube

ICSI

Falls die Spermiogrammanalyse eine deutlich eingeschränkte Qualität der Spermien gezeigt hat oder mit konventioneller IVF keine Befruchtung stattgefunden hat, ist zusätzlich zur IVF-Behandlung eine weitere Befruchtungsmethode notwendig, nämlich die ICSI. ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektion) bedeutet, dass von den Biologen im IVF-Labor die Befruchtung veranlasst wird, indem sie unter einem speziellen Mikroskop ein gut bewegliches Spermium direkt in die Eizelle einspritzen.

Kryokonservierung

„Kryokonservierung“ bedeutet „haltbar machen durch einfrieren“. Dieses Verfahren kann für Eizellen, Spermien, befruchtete Eizellen (2PN-Zellen) und auch für Embryonen (in Ausnahmefällen) eingesetzt werden. Meist wird dazu heute das ultraschnelle Einfrieren, die Vitrifikation, angewendet. Die Lagerung erfolgt dann auf flüssigem Stickstoff bei -196°C und ist für lange Zeit möglich. Sinnvoll im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen sind aber Lagerzeiten von max. 10 Jahren.

Die Kosten für die Kryokonservierung werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen (Ausnahme Fertiprotekt).

Nach vorsichtigem Auftauen einer befruchteten Eizelle/eines Embryos ist eine Verwendung für eine Kinderwunschtherapie meist im natürlichen Zyklus möglich. Durch ein Zyklusmonitoring wird der Zeitpunkt des Eisprungs festgestellt, so dass die Embryonen während der günstigsten Zeit für die Einnistung in die Gebärmutter zurückgegeben werden können.

TESE

Bei einigen Männern kann man keine Samenzellen in der Samenflüssigkeit (Ejakulat) nachweisen. Bei günstigen klinischen Befunden wie mäßiger Minderung des Hodenvolumen und wenig auffälligen Hormonwerten (FSH nur leicht erhöht) können mit einer kleinen Operation Gewebeproben aus dem Hoden entnommen werden (unter Narkose). Aus diesen kleinen Gewebestückchen können dann unter dem Mikroskop Samenzellen isoliert und kryokonserviert werden. Wenn ausreichend Spermien gefunden werden konnten, kann danach eine IVF-ICSI durchgeführt werden.
Zur Planung einer TESE ist eine Vorstellung bei unserem kooperierenden Urologen Dr. Rüdiger notwendig (s. Service „Kooperationspartner“).

Polköperdiagnostik

Die Polkörper entstehen bei der Reifung der Eizelle, dabei wird die Hälfte der Erbanlagen (Chromosomen) der Eizelle in den Polkörper ausgeschleust. Dieser kann im Rahmen einer Reagenzglasbefruchtung (IVF/ICSI) entnommen werden, ohne die Weiterentwicklung der Embryonen zu beeinträchtigen. Die Untersuchung der Polkörper erfolgt bei Reprogenetics in Hamburg. Danach werden nur solche Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt, bei welchen die Chromosomen gleichmäßig verteilt sind. Diese Methode eignet sich besonders bei Erkrankungen, die über die Mutter vererbt werden.

Chancen & Risiken

Die Chancen auf das Eintreten einer Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes sind von verschiedenen Faktoren abhängig, je nach durchgeführter Therapie.

Kostenübernahme

Die Kosten für die Beratungsgespräche und für die Diagnostik bis zur Behandlung werden in der Regel von den Krankenversicherungen übernommen.

Die Kostenübernahme der Kinderwunschbehandlungen unterscheidet sich je nach Art der Krankenversicherung. Wir beraten und unterstützen Sie gerne bei der erforderlichen Antragstellung.

Präimplantationsdiagnostik (PID)

Wir sind ein zugelassenes PID-Zentrum und bieten die Möglichkeit der genetischen Diagnostik eines Embryos vor seiner Einnistung. Diese Diagnostik kommt nur bei speziellen Fragestellungen, z.B. bestimmten Erbkrankheiten infrage.

Fruchtbarkeitserhalt

Die Frage nach einem Schutz der Fruchtbarkeit stellt sich vor einer keimzellschädigenden Behandlung durch z.B. eine Chemotherapie oder Bestrahlung bei vielen Krebserkrankungen. Aber auch bestimmte Lebensumstände können dazu führen, dass die Familienplanung einen Aufschub erfordert. Wir können sowohl Samen- als auch befruchtete oder unbefruchtete Eizellen kryokonservieren, d.h. einfrieren, um sie in der Zukunft wieder verwenden zu können.

Wiederholte Fehlgeburten oder Einnistungsstörungen

Abhängig von den gefundenen Auffälligkeiten sind folgende Behandlungen möglich:

  • Bei auffälligem Chromosomenbefund bei einem der Partner ist keine direkte Therapie möglich. Aber es gibt heute Möglichkeiten, die Eizelle (Polkörperdiagnostik) bzw. den Embryo (PID) vor dem Einsetzen in die Gebärmutter zu untersuchen.
  • Wenn die Kriterien für ein Antiphospholipidsyndrom, welches mit einer Gerinnungsneigung einhergeht, erfüllt sind, sollten Anti-Thromobosespritzen (Heparin) zusammen mit ASS 100 ab dem Einsetzen von Embryonen bzw. einem positiven Schwangerschaftstest gegeben werden.
  • Formveränderungen oder Myome der Gebärmutter können heute sehr gut operativ behandelt werden.
  • Hormonstörungen bzw. Grunderkrankungen werden individuell therapiert.

Noch experimentelle Behandlungsmöglichkeiten:
Eine Einnistung oder Entwicklung der Schwangerschaft kann durch veränderte immunologische Verhältnisse in der Gebärmutter oder im Blut erschwert sein. Solche Untersuchungen und daraus resultierende Therapieoptionen sind sehr neu und somit als experimentelle (von der Krankenkasse noch nicht anerkannte) Methoden zu werten. Dennoch möchten wir unseren Patienten die neuesten Erkenntnisse nicht vorenthalten und diskutieren individuell folgende Behandlungsmöglichkeiten:

  • Bei einer Erhöhung der uterinen natürlichen Killerzellen (festgestellt durch eine Endometriumbiopsie) kann eine Therapie mit verdünnten Fettsäuren (Infusionstherapie alle 2-3 Wochen) oder Alternativen erfolgen.
  • Bei einer Erhöhung der uterinen Plasmazellen als Zeichen einer chronischen Entzündung (festgestellt durch eine Endometriumbiopsie) erhalten die Frauen ein Antibiotikum. Danach kann mit einer erneuten Gewebeprobeentnahme überprüft werden, ob die Therapie erfolgreich war.
  • Wenn der Zeitpunkt der optimalen Einnistungsbereitschaft der Gebärmutterschleimhaut früher oder später liegt als üblich, kann man das Einsetzen der Embryonen entsprechend anpassen.
  • Besonders beim Einsetzen von Embryonen nach Kryokonservierung kann durch „assisted hatching“, wobei mit einem speziellen Laser unter dem Mikroskop ein kleines Loch in die äußere Hülle des Embryos gemacht wird, das Schlüpfen des Embryos aus seiner Hülle und so möglicherweise die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut erleichtert werden.

Endokrinologie

Die Entwicklung und viele Funktionen im menschlichen Körper werden durch Botenstoffe (Hormone) gesteuert. Hormone werden von den Drüsen ausgeschüttet. Im weiblichen Körper spielen die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die Eierstöcke (Ovarien), die Schilddrüse und die Nebennierenrinde eine wichtige Rolle. 

Gestörte Hormonproduktion kann zum Ausbleiben der Pubertät, zu Zyklusunregelmäßigkeiten, Zyklusbeschwerden, Blutungsstörungen, Haarausfall, verstärkter Körperbehaarung oder Akne führen. Solche Störungen in der Hormonausschüttung können angeboren oder erworben sein. Dies zu untersuchen und zu behandeln ist die Aufgabe der gynäkologischen Endokrinologie. 

Eine Beratung und Hormontherapie kann aber auch in bestimmten Lebensphasen (Verhütungsbedarf, Wechseljahre) oder bei anderen Diagnosen (Endometriose, Transsexualität) notwendig sein. 

Bei all diesen Fragen ist Ihr/Ihre Frauenarzt/Frauenärztin der erste Ansprechpartner. Erst mit einer Überweisung und genaueren Fragestellung kann ein Termin bei uns vereinbart werden. Wir bieten an, die Blutproben der Patientinnen mit speziellen gynäkologisch-endokrinologischen und reproduktionsmedizinischen Fragestellungen einzusenden (s. Service). Die Werte werden in unserem Labor bestimmt und die Ergebnisse werden individuell mit Diagnose- und Therapievorschlag schriftlich befundet.